„Das Gute ist, dass sie noch nicht stechen“, sagt Johann. Um uns herum schwirren hunderte Gelsen. Gestern seien sie zum ersten Mal in dieser Saison aufgetaucht. Wir schlagen um uns während des Gesprächs mit dem Besitzer einer der vielen Fischerhütten an der Thaya. Die Gelsen stecken genüsslich ihre kleinen Saugstachel in unsere Haut. „Auf keinen Fall kratzen“, warnt Johann, der nun offenbar merkt, dass uns die aus einheimischer Sicht harmlosen ersten Gelsen zu schaffen machen, „wenn es juckt, mit Brennnesseln einreiben!“ Wir nicken und wissen, dass wir diesen Rat niemals beherzigen werden.
Im tschechischen Břeclav hatten wir unsere Schlauchkajaks zu Wasser gelassen. Mehrere Stunden lang waren wir dann dem Flusslauf gefolgt. Einige Kilometer nach Johanns Hütte mündet die Thaya in die March. Nur wenige andere Menschen sind hier unterwegs. Manche fahren drei oder vier Tage lang bis zur Donau hinunter. Stets bewegt man sich auf der Grenze, zunächst auf der österreich-tschechischen, später auf jener zur Slowakei. Wildcampen ist an den steilen und schlammigen Ufern schwierig und illegal.
Außer man befreundet sich mit einem der einheimischen Fischer. Johann bot uns Bier an, als wir am späten Nachmittag an seiner Hütte vorbeiglitten. Während des Gesprächs sagt er, dass wir auf seinem Grund übernachten können. Er müsse allerdings bald los. Und falls Bertl vorbeikomme, der täglich einen Rundgang macht und bei den Fischerhütten nach dem Rechten sieht, müssten wir diesen nur von ihm grüßen.
Als wir später unser Dosenessen wärmen, steht plötzlich ein Mann mit Hund hinter uns. Er fragt uns, wohin wir unterwegs seien. Wir grüßen ihn vom Besitzer der Hütte. Er nickt und lächelt. „Seit gestern sind die Gelsen unterwegs“, sagt er, während er auf den ruhig vorbeiziehenden Fluss schaut, „aber zum Glück stechen sie noch nicht.“
(Břeclav, Rabensburg/sl)